IT-Systemelektroniker sind weltfremde Nerds, die abgeschieden acht Stunden in einem Raum sitzen und tagein und tagaus nur an Geräten basteln. Weit gefehlt! „Mein Ausbildungsberuf ist sehr vielfältig und spannend. Es gibt jeden Tag etwas Neues zu entdecken“, beschreibt begeistert Auszubildende Vanessa Berte vor acht technikinteressierten Jugendlichen ihre Tagesroutine bei Canon in Willich.
Zwei Schülerinnen und sechs Schüler der Gesamtschule Kaiserplatz in Krefeld besuchten am Freitag, den 01.02.2019, das Regional Competence Center der Canon Deutschland GmbH am Siemensring, um gemeinsam mit den Ausbildern Reiner Krawietz und Marcus Chessa sowie mit den Azubis Vanessa Berte und Jan Kowalewicz in die aufregende Welt der Elektrotechnik einzutauchen, Wiederstände zu löten und Bausätze zu montieren.
Die Service-Niederlassung ist spezialisiert auf die Reparatur und Wartung aller digitalen Spiegelreflexkameras, Objektive, spiegellose Systemkameras, Video- und Office-Produkte sowie Projektoren aus dem Hause Canon und ist mit 105 Mitarbeitern und mit ca. 50.000 Reparaturaufträgen im Jahr der größte von fünf Canon-Service-Standorten in Europa.
„Der Umgang ist sehr familiär, unsere Mitarbeiter arbeiten gerne und seit vielen Jahren für uns. Viele Techniker haben ihre Ausbildung bei uns absolviert“, berichtet der technische Leiter Andreas Lattke. Um auch zukünftig Fachkräfte zu sichern und Schülerinnen und Schüler frühzeitig für den Beruf des IT-Systemelektronikers zu begeistern, wurde mit Unterstützung des zdi-Zentrums KReMINTec und in Zusammenarbeit mit der Gesamtschule Kaiserplatz der Praxistag vor Ort realisiert.
„Wichtig ist, dass auch die Schulverantwortlichen gezielt technikbegeisterte Schülerinnen und Schüler ansprechen. In der Regel kennen sie ihren Nachwuchs gut und wissen, wer für einen derartigen praxisorientierten MINT-Kurs in Frage kommt“, erklärt Chrissoula Tolidou, Koordinatorin des zdi-Zentrum KReMINTec. Das Zentrum kümmert sich seit Ende 2010 um die Förderung des technischen und naturwissenschaftlichen Nachwuchses, realisiert mittlerweile selbst jährlich 180 Kurse in den Bereichen Chemie, Metall- und Elektrotechnik am eigenen Standort am Berufskolleg Uerdingen und unterstützt die Hochschule Niederrhein wie auch Unternehmen aus der Region bei der Nachwuchsrekrutierung.
„Für uns ist das heutige Format Neuland und wir sind ebenso gespannt auf den Tag wie die Schülerinnen und Schüler selbst“, sagt Tim Rademakers, Assistent des technischen Leiters und hauptverantwortlich für die Realisierung des ersten Konzept-Tages bei Canon Deutschland.
„Für Schülerinnen und Schüler ist praktische (Berufs-)Bildung häufig besser als theoretische“, weiß Julian Grebe, Koordinator für Berufliche Bildung und Lehrer für Mathematik, Politik und Wirtschaft an der Gesamtschule Kaiserplatz. „Sie ist nun mal grundsätzlich nachhaltiger“.
„In erster Linie geht es darum, heute Spaß zu haben und ein Gefühl dafür zu
bekommen“, weiß Ausbilder Marcus Chessa. So lernten die Zehntklässler nicht nur etwas über die Lagerlogistik des Betriebs, über die Wartung von Hightech-Objektiven fürs Fernsehen oder über die automatisierte Justierung von kommerziellen Geräten kennen, sondern löteten, schraubten und bauten selbst ein selbstfahrendes Modelauto zusammen und ergründeten das mechanische, optische und elektronische Zusammenspiel eines Objektivs, indem sie selbst eine Webcam in alle Einzelteile zerlegten.
„Wie muss man eigentlich vorgehen, wenn man ein Gerät repariert hat und es immer noch nicht funktioniert“, fragt Schüler Tobias. „Ob Rasierapparat oder Profikamera – alle Geräte, in denen Strom fließt, folgen den gleichen Regeln“, so Chessa. „Wir bauen alle Einzelteile auseinander, schauen, wie alles miteinander funktioniert, suchen nach dem Fehler und schrauben dann alles wieder zusammen. Im Grunde genommen sind wir alle Schrauber“, beschreibt der Ausbilder seinen Beruf und schmunzelt dabei.